Junge Klangkörper entdecken ungenutzte Synergien

Junge Klangkörper entdecken ungenutzte Synergien

Längst zu Institutionen und Aushängeschildern der Stadt geworden, fanden das Biberacher Jugendsinfonieorchester unter Günther Luderer sowie die St. -Martins–Chorknaben unter Johannes Striegel nach vielen Jahren unverbundenen Nebeneinanders nun in einer fruchtbaren Kooperation zusammen.

Längst zu Institutionen und Aushängeschildern der Stadt geworden, fanden das Biberacher Jugendsinfonieorchester unter Günther Luderer sowie die St.-Martins–Chorknaben unter Johannes Striegel nach vielen Jahren unverbundenen Nebeneinanders nun in einer fruchtbaren Kooperation zusammen. Die Synergien aus dieser Zusammenarbeit stellten die beiden Ensembles beim Gemeinschaftskonzert in der Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit eindrucksvoll unter Beweis. Die Sitzplätze reichten längst nicht aus um den enormen Publikumsansturm zu bewältigen. Jugendlicher Esprit und eine glückliche Programmzusammenstellung sorgten für ein herzerwärmendes Doppelkonzert auf beachtlichem künstlerischem Niveau.

A Cappella vortragen, mit gut durchgebildeten, frischen Stimmen im ausgewogenen, homogenen Chorklang und mit sauberer Intonation, gerade auch in den chromatischen Passagen, sang sich der Knaben– und Männerchor nicht nur in die Herzen der zahlreich erschienenen Angehörigen. Von Orlando di Lassos „Jubilate Deo“ über Johann Michael Haydns „Angelis suis“ spannte sich der musikalische Bogen von der Vokalpolyphonie der Renaissance über die Wiener Klassik bis zur Moderne mit Maurice Duruflés Motette über den gregorianischen Cantus firmus „Ubi caritas“ und zu bekannten Spirituals wie „Were you there“ und „Nobody knows“. Den Männerstimmen gelang in ersterem eine besonders dichte, durch großen Dynamikumfang und feine Agogik gekennzeichnete, originelle Interpretation des bekannten vierstimmigen Chorsatzes von Eduard Pütz. Weich dahinströmend beschloss im Anschluss die Southern Folk Hymne „My song in the night“ in einem Arrangement von Paul Christiansen mit sauberer Aussprache und hellen, gänsehautverdächtigen Knabensopranstimmen den ersten Konzertteil.

Mit augenzwinkernder Operettenseligkeit leitete das Biberacher Jugendsinfonieorchester den zweiten Programmteil ein. Die Ouvertüre zur komischen Oper „The Pirates of Penzance“ von Arthur Sullivan parodiert verschiedene Komponisten und Stilrichtungen. Mal glaubt man Verdi, mal Mozart, mal Gounod, Schubert oder Donizetti herauszuhören. Die kaleidoskopartige Vielfalt stellte das junge Orchester vor große interpretatorische Herausforderungen. Obwohl nach dem letztjährigen Konzert viele routinierte Spielerinnen und Spieler das Orchester altersbedingt verlassen mussten, schaffte es Günther Luderer mit vielen frischen Kräften und nur wenigen Aushilfen in kurzer Zeit erneut einen veritablen Klangkörper zu formen.

Der vor allem durch seine Chorwerke bekanntgewordene englische Komponist John Rutter verarbeitete in seiner „Suite for Strings“ vier englische Folksongs. Leichtigkeit und Esprit, eingängige Melodien und rhythmisch perkussive Überleitungen, rasante Tonleiterpassagen, überraschende Tempowechsel und verschiedenste Spieltechniken auf engstem Raum sorgten, mit einem gehörigen Schuss englischen Humors versehen, für amüsante, abwechslungsreiche Unterhaltung des kundigen Zuhörers.

Die junge Geigenvirtuosin Leonie Müller, Abiturientin am Wurzacher Salvatorkolleg und aktuell Konzertmeisterin des Jugendsinfonieorchesters, demonstrierte am langsamen zweiten Satz von Max Bruchs berühmtem Violinkonzert Nr. 1, dem Adagio, dass sie auch als Solistin weitgespannte Kantilenen sensibel, lyrisch und mit großem Atem ausgestalten kann. Ihr kantables Spiel mit kontemplativ geschlossenen Augen, ein schlanker Ton, ihr feines Vibrato und subtile dynamische Abstufungen ließen viele der gebannt lauschenden Zuhörer in träumerische Verzückung verfallen. Schuberts heitere, als musikalischer Spaß entstandene Ouvertüre „im italienischen Stil“ in D. 591 komplettierte in romantischer Leichtigkeit den zweiten Teil des Konzertes.

In großer Besetzung für Solo, Chor und Orchester rollten die beiden Ensembles, teils mit zusätzlicher Orgelbegleitung von Gregor Simon, zum gemeinsamen Finale schließlich den ganz großen flauschigen, roten Klangteppich aus. Edvard Griegs grandioses „Landkjenning“ mit einem sonoren Baritonsolo von Lennart Weiß, ein friedvoller Choral (The Lord bless you an keep you) und eine wunderschöne, engelsgleiche Hymne (For the beauty oft he earth) von John Rutter lösten langanhaltenden Beifall, eine hymnische Zugabe sowie große Glücksgefühle bei allen Beteiligten aus und sorgten außerdem an den Ausgängen für gutgefüllte Spendenkörbchen.

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