Für ein Konzert in der Stadtpfarrkirche St. Martin schlossen sich die Chorknaben Biberach und Bad Saulgau zu einem gut 110-köpfigen beeindruckenden Ensemble zusammen.
Die Biberacher St.-Martins-Chorknaben und die St.-Johannes-Chorknaben aus Bad Saulgau hatten zugesagt, ein Benefizkonzert zugunsten des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes JARO zu geben. Jetzt haben die Jungs das Vorhaben mit großem Erfolg umgesetzt: Sie sammelten sage und schreibe 4957 Euro für den guten Zweck und sorgten mit ihrem Auftritt in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtpfarrkirche für stolze Angehörige und ein beglücktes Publikum.
JARO (altirisch „Licht im Dunkel“), getragen vom Caritasverband Biberach-Bad Saulgau, unterstützt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die durch eine lebensbedrohliche Erkrankung oder den Tod eines Familienmitgliedes in Bedrängnis sind. Qualifizierte Ehrenamtliche begleiten die jungen Menschen und versuchen, Lichtblicke in der schweren Zeit zu schaffen.
Ein musikalisches Gemeinschaftsprojekt wie dieses bedarf eines langen Vorlaufs und sorgfältiger Überlegung, gilt es doch, ein ebenso durchdachtes wie farbiges Programm festzulegen, das beide Chöre pünktlich am Konzerttag beherrschen, das Vorlieben oder schon bekannte Repertoirestücke berücksichtigt, und das die Jungs auch noch gerne singen. Die beiden Leiter, Johannes Striegel und Volker Braig, haben da ganze Arbeit geleistet – gut geplant, mit ihren jeweiligen Ensembles sorgfältig gearbeitet und an zwei gemeinsamen Probensamstagen die Chöre zusammengeschweißt.
Einen ersten Programmblock bildeten Motetten des 16. und 17. Jahrhunderts, bei denen neben Melchior Vulpius der berühmtere Heinrich Schütz mit „Aller Augen warten auf dich“ und dem Psalm 100 „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ vertreten war. In beiden Kompositionen hatten die jungen Sänger viel Text auswendig zu lernen, den sie überzeugend und mit guter Aussprache wiedergaben.
Ein bemerkenswertes und selten zu erlebendes Detail: Bei den beiden doppelchörigen Kompositionen verdoppelten sich auch die Dirigenten. Es hatte ein kleines Schmunzel-Potenzial, Johannes Striegel und Volker Braig zu zweit auf dem winzigen Dirigentenpodest zu sehen, aber natürlich auch irgendwie Symbolcharakter: Für so ein Projekt rücken wir eng zusammen.
Einen zweiten Programmblock bildeten vier Motetten von Anton Bruckner – fast unvermeidlich im 200. Geburtsjahr des großen Komponisten. Klar am besten und eindrucksvollsten gelang den fusionierten Chorknaben das bekannte Graduale „Locus iste“. Die Knaben meisterten den großen Tonumfang vom kleinen h bis zum g´´ beachtlich, es beeindruckten fundamentale Bässe, ohne Mulm und ohne Kampf um die Tiefen, entspannte und homogene Tenöre bei „irreprehensibilis est“. Aber auch „Christus factus est“, „Vexilla Regis“ und „Ave Maria“ mit ihren nicht einfachen Harmonien und ihren zum Teil hohen Spitzentönen gelangen prächtig.
Neben Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Maurice Duruflé waren das 19. und 20. Jahrhundert vertreten durch zwei Kompositionen von John Rutter – „This is the day“ und „The Lord bless you“. Rutter ist wirklich ein Meister seines Fachs, der mit „ohrwurmigen“ Melodien, interessanten Harmonien und eingängigen Sequenzen die Herzen von Sängern und Publikum gleichermaßen erobert.
Neben den beiden Chorleitern Johannes Striegel und Volker Braig, die ihre Jungs abwechselnd und gemeinsam mit klarem und anfeuerndem Dirigat führten, hatte der Saulgauer Organist Matthias Burth großen Anteil am Erfolg des Benefizkonzerts. Bei etlichen Stücken begleitete er die Chöre ebenso präzise wie einfühlsam an der Höß-Chororgel, zu zwei Beiträgen eilte er hinauf zur großen Reiser-Orgel. Besonders eindrücklich gelang ihm dort Henri Mulets Toccata „Tu es petra“, ein Bravourstück im Stile der Widor-Toccata, farbig, virtuos und mit einem monumentalen Schluss.
Mit langem stehendem Applaus bedankte sich das Publikum für ein mitreißendes Kirchenkonzert.